mexikanische Indianer

mexikanische Indianer
mexikanische Indianer,
 
die 383 500 Indianer, die in Mexiko westlich des Isthmus von Tehuantepec teils in geschlossenen, teils regional stark zersplitterten Restgruppen inmitten einer homogenen Bevölkerung von Mestizen mit stark spanischem Gepräge leben. Die bekanntesten und zahlenmäßig größten Gruppen sind im zentralmexikanischen Hochland Nahua, Otomí, Mazahua, Tarasken sowie einige kleinere Gruppen (Cora, Huichol); an der Golfküste Totonaken und Huaxteken; im südmexikanischen Bergland Zapoteken, Mixteken, Mazateken, Mixe und viele Splittergruppen (u. a. Asáns, Chinanteken, Tlapaneken, Trique, Popoloca, Chatino und Cuicateken). Zu den mexikanischen Indianern werden auch Mayo, Yaqui und Tarahumara gezählt. Sie stellen eine kulturelle Sondergruppe dar, die nie unter Hochkultureinfluss geriet.
 
Von den Trägern der mesoamerikanischen Hochkulturen ist nur die bäuerliche Grundbevölkerung übrig geblieben; die sakrale und profane Führungsschicht wurde von den spanischen Eroberern schon in der frühen Kolonialzeit beseitigt. Wirtschaftliche Grundlage aller mexikanischen Indianer ist der Ackerbau (Pflug, Feldhacke, Pflanzstock), nur lokal treten andere Wirtschaftszweige etwas in den Vordergrund (Sammelwirtschaft bei den Mezquital-Otomí, Hochseefischerei bei den Huave). V. a. im Bergland und in den Wäldern der Tiefebene werden die Felder durch Brandrodung vorbereitet; im Gebirge wird auf Terrassen angebaut. Die früher im Hochbecken der Stadt Mexiko verbreitete Chinampa-Wirtschaft (ertragreiche Hochbeetkultur in verlandenden Seen) hat sich nur noch am Mixquic-See erhalten. Das indianische Hausgewerbe (Töpferei, Weberei, Seilerei) ist im Kulturgefüge bis heute stark verankert und greift vielfach auf vorspanische Techniken (Töpfern ohne Scheibe, Gürtelwebstuhl) zurück. Einheimische Handwerker sind oft genossenschaftlich organisiert und vertreiben kunstgewerbliche Produkte landesweit. Totenkult, rituelle Reinigung (Schwitzbad) und medizinische Versorgung durch den örtlichen Krankenheiler (»curandero«) sind Reste früherer Religionspraxis, sonst dominieren die Patronatsfeste des christlichen Heiligenkultes und die Fiestas des katholischen Ritualkalenders. Das ebenfalls von den Spaniern eingeführte rituelle Patronagesystem (»compadrazgo«) dient der Gefolgschaftsbildung und der Ausdehnung wirtschaftlicher Macht. Die lokale politisch-religiöse Ämterhierarchie sieht sich zunehmend staatlichen Eingriffen ausgesetzt; in der Verwaltung werden Schlüsselstellen häufig durch Ladinos besetzt. Als Vermittler zwischen den Belangen der Dorfgemeinschaften und dem Staat fungiert das »Instituto Nacional Indigenista« (Indigenismus). Seit 1972 führt die Regierung ein Programm zur Integration der nicht Spanisch sprechenden Indianer durch; gleichzeitig ist aber auch das Selbstbewusstsein der Indianer gewachsen und damit der Widerstand gegen ihre immer noch erhebliche soziale Benachteiligung; das größte Problem ist dabei die Bewahrung oder Wiedergewinnung ihres Landbesitzes.

Universal-Lexikon. 2012.

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